Erfahrungsbericht: Ingwer in Deutschland anbauen

Eines muss mal gesagt werden: Ohne mutiges Ausprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass alle Energie umsonst war, gibt es nicht dieses freudige Gefühl, das man durchaus auch als Stolz bezeichnen kann.

Kann man Ingwer in Deutschland anbauen?

Ja, man kann und wir zeigen Euch jetzt „Schritt für Schritt“, wie es Ute gelungen ist, ihren ersten Ingwer in Unkel, Rheinland-Pfalz, anzubauen und auch zu ernten.

Für die Vermehrung werden Bio-Ingwer mit Vegetationsknoten verwendet

Bevor der Ingwer bei uns im Supermarkt landet, hat er meist schon eine lange Reise hinter sich. Der meiste Ingwer wird in China oder Peru angebaut. Das einzige europäische Anbauland mit nennenswerten Produktionsmengen ist Italien, allerdings werden diese Knollen überwiegend für den inländischen Markt angebaut. Um unnötige Transportwege zu vermeiden, lohnt es sich also, seinen eigenen Ingwer anzubauen – dazu kommt, dass man ihn dann sogar besonders frisch genießen kann. 

Das brauchst Du, um Ingwer selbst anzubauen: 

  • ein Ingwer-Rhizom in Bioqualität mit Vegetationsknoten (Hier Ingwer aus Peru vom Vorteilcenter)
  • nährstoffreiche Pflanzerde
  • ein etwa 20 cm hohes, 30 cm breites Pflanzgefäß mit Wasserabzugslöchern
  • ein scharfes, sauberes Messer
  • ein Glas mit warmem Wasser
  • evtl. Frischhaltefolie

Bester Startzeitpunkt

Der beste Zeitpunkt, um Ingwer selbst zu ziehen, ist Januar und Februar, da der Ingwer eine sehr lange Kulturzeit hat (Ca 9-10 Monate) und der Herbst bei uns schon kalte Nächte hat, die dem Wachstum des Ingwers schaden. Beginnt man früh im Jahr, so kann die Hauptentwicklung der Rhizome bis September erreicht werden.

Erster Schritt

Man nimmt eine frische und feste Ingwer Knolle in Bio-Qualität mit Vegetationsknoten („Augen“). Vegetationsknoten sind die rundlichen Verdickungen, die manchmal weißlich oder grün aus der Rinde herausschauen. An diesen Stellen treiben – je nach Lage der Knolle im Substrat – neue Wurzeln, Blätter oder Knollen aus dem Ingwer-Stück aus. 

Das Ingwer-Rhizom wird mit einem scharfen, sauberen Messer in mehrere, fünf Zentimeter lange Stücke geschnitten. Jedes Ingwerstück muss mindestens einen Vegetationsknoten haben. Diese Stücke werden über Nacht in ein Glas mit warmem Wasser gelegt.

Zweiter Schritt

Am nächsten Tag können die Ingwer-Stücke eingepflanzt werden. Dafür nimmt man einen etwa 30cm breiten und 20cm hohen Pflanztopf. Ingwer ist ein Flachwurzler und seine Rhizome breiten sich waagerecht aus. Je mehr Platz das Rhizom hat, desto größer fällt auch später die Ingwer-Ernte aus. Den Topf nun zu drei Vierteln mit nährstoffreicher Pflanzerde befüllen. Jetzt drückt man ein oder zwei Ingwer-Stücke flach in das Substrat hinein und bedeckt es so hoch mit Erde, dass die Oberseite des Rhizoms noch leicht herausschaut. Nun das Substrat gut angießen.

Den Topf jetzt an einen hellen und warmen Platz stellen, wo das Rhizom aber nicht der prallen Sonne ausgesetzt ist. Perfekt ist eine Fensterbank, unter der sich eine Heizung befindet. Um den Keimvorgang zu beschleunigen, kann man den Topf in ein Mini-Gewächshaus stellen oder deckt ihn einfach mit Frischhaltefolie ab, in die man ein paar Luftlöcher sticht, damit ein feucht-warmes Klima entsteht. Zeigen sich die ersten grünen Triebe, kann die Folie wieder entfernt werden. 

Bei der Anzucht von Ingwer muss man geduldig sein. Es kann einige Wochen dauern, bis das Rhizom zu treiben beginnt. Das hängt vor allem auch von der Umgebungstemperatur ab. Als Tropenpflanze hat Ingwer es natürlich gerne warm: Am schnellsten wächst er bei Temperaturen ab 25 Grad Celsius.

Dann kommt die Knolle in den Garten!

Ende Mai, Anfang Juni, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind, kann der Ingwer nun an seinen festen Platz im Garten eingepflanzt werden. Dafür sollte man sich einen warmen sonnigen Platz suchen. In die Erde, an der der Ingwer eingepflanzt wird, etwas organischen Dünger einarbeiten (z.B. Hornspäne, Kompost, Oscorna Animalin Gartendünger und Gesteinsmehl) Die ausgetriebene Ingwerknolle nun etwas tiefer ins Beet setzen, sodass nur noch die Triebe und nicht das Rhizom zu sehen ist. Um Verbrennungen an der Pflanze durch die Sonne zu vermeiden, sollte in den heißen Sommermonaten ein Schattiernetz über den Ingwer gespannt werden. Ein Platz im Halbschatten, an dem der Ingwer keine Mittagssonne aber trotzdem viel Licht und Wärme abbekommt ist optimal. 

Über die Monate entwickelt die Ingwerpflanze mehrere Triebe, die optisch an Bambus erinnern und über einen Meter hoch werden können. Dazu brauchen sie nur möglichst viel Wärme, einen hellen, absonnigen Platz und nach dem Austrieb alle vier Wochen etwas flüssigen organischen Gemüsedünger im Gießwasser. Ab Ende September, wenn die Nächte kühler werden, ist es von Vorteil die Pflanze mit einer Gewächshausfolie oder einem Vlies gegen die Kälte zu schützen. Das fördert den Ertrag und die Pflanze beginnt nicht so früh zu welken.

Wann ist der richtige Erntezeitpunkt?

Nach acht bis neun Monaten fangen die Blätter an, sich gelb zu verfärben. Ab diesem Zeitpunkt sollte die Pflanze erst nur noch wenig, dann gar nicht mehr gegossen werden. Ist das Laub zum größten Teil verfärbt, hat die Knolle ihren typischen, intensiven Geschmack erreicht und kann geerntet werden. Dazu gräbt man das entstandene Rhizom aus und erntet es komplett. Zur Vermehrung des selbst gezogenen Ingwers verwendet man vorzugsweise die Endstücke der Rhizome – sie wachsen am besten.

Auf die gleiche Art kann Kurkuma angebaut werden. Auch Kurkuma ist eine Tropische Pflanze und braucht viel Wärme. Da die Blätter des Kurkuma sehr viel größer sind, als beim Ingwer, muss hier noch mehr darauf geachtet werden, dass die Pflanze keine pralle Mittagssonne abbekommt, weil die Blätter dann sehr schnell verbrennen.